lautet meine Antwort auf die Frage, nach meinem liebsten Hobby. Fliegenbinden? Was ist denn Fliegenbinden? Ja, was ist denn Fliegenbinden eigentlich? Dazu muss man vorab wissen, dass viele Fischarten mit großer Vorliebe Insekten fressen. Diese werden sowohl unter Wasser, als auch an der Wasseroberfläche erbeutet. Hauptsächlich handelt es sich um Köcherfliegen, Eintagsfliegen, Steinfliegen, aber auch Käfer, Libellen und Flohkrebse. Kurzum, alle im und am Wasser lebenden Insekten und deren Verwandte. Darüber hinaus werden auch Imitationen von Futterfischen, sogenannte Streamer von uns Fliegenbindern gebunden. „Fliegen“ werden schon seit hunderten von Jahren hergestellt. Konkrete Aufzeichnungen darüber gibt es seit dem Mittelalter. Mit Hilfe der Entomologie haben sich die Muster der Fliegen geändert. Heutzutage werden neben Fliegen, die ausschließlich zum Fischen gedacht sind, auch realistische Fliegen für Schaukästen gebunden, die von echten Insekten fast nicht zu unterscheiden sind. Zunächst aber die Fliegenarten, die zum Fischen interessant sind. Die meisten Fliegenbinder befassen sich ausschließlich mit solchen Fliegen, da es ja eigentlich darum geht, Köder für Fische herzustellen. Wir unterscheiden grob in
imitieren Insekten, die im Oberflächenwasserfilm schwimmen, wie beispielsweise Eintagsfliegen, die gerade ihre Eier ablegen, oder „Spents“. Spents sind jene Fliegen, die schon tot im Oberflächenwasserfilm treiben. Trockenfliegenhaken sind dünndrahtig, um die Schwimmfähigkeit der Fliege nicht zu beeinträchtigen. Als Materialien werden hauptsächlich Federn von Vogelarten verwendet, die gute Schwimmeigenschaften besitzen, wie CDC oder hochwertige Hahnenhecheln. In den letzten Jahren, kamen unzählige synthetische Materialien auf den Markt, welche es dem modernen Fliegenbinder ermöglichen, naturgetreue Fliegen zu binden. Diese kommen ihrem natürlichen Original sehr nahe. Nassfliegen imitieren freischwimmende Insekten, wie Köcherfliegenpuppen, die gerade vom Grund aufsteigen oder tote, bereits versunkene Insekten. Eine sehr fängige, aber oftmals nicht verwendete Fliegenvariante. Klassische Nassfliegen haben oft Flügel aus Federsegmenten und Hecheln aus Hennenfedern. Wenn man gewisse Trockenfliegen vor dem Fischen nicht einfettet, können auch diese nass gefischt werden.
imitieren Insekten, die sich im Larven- oder Nymphenstadium befinden, beispielsweise Steinfliegenlarven oder Nymphen von Eintagsfliegen. Als Nymphen werden aber auch andere unter der Wasseroberfläche befindlichen Gewässerbewohner wie zB Flohkrebse bezeichnet. Beschwert werden Nymphen häufig mit Hilfsmitteln wie zB Kopfperlen aus Tungsten, Wolfram und Messing. Auch eine gängige Variante, um Nymphen zu beschweren, ist Unterwicklung mit Bleidraht. Nymphen werden meist mit Materialien wie Dubbing oder Fellflusen verschiedener Tierarten gebunden. Ein sehr bekanntes Muster ist etwa die Hasenohrnymphe. Diese wird, wie der Name schon sagt, aus den Haaren des Hasenohrs gebunden. Moderne Materialien wie UV-Kleber eignen sich ebenfalls hervorragend zur Herstellung effektiver Nymphen.
welche Futterfische nachahmen. Zielfische sind der Hecht, der Huchen sowie der Zander. Grundsätzlich lässt sich aber jeder räuberisch lebende Fisch mit Streamern fangen. Neben großen, stabilen Haken kommen Materialien wie Streifen vom Hasenfell zum Einsatz, sogenannte Zonkerstripes. Längst haben auch bei den Streamern synthetische Materialien Einzug gefunden. Oft werden realistisch anmutende Augen eingebunden bzw. aufgeklebt, die für jeden Räuber einen großen Reiz darstellen. Zwei weitere Fliegenarten, die fischereilich uninteressant sind, möchte ich dennoch vorstellen. Sie verkörpern den künstlerischen Aspekt der Fliegenbinderei, der auf manche Binder einen großen Reiz ausübt.
Vergleichsweise beschäftigen sich nur wenige Binder mit klassischen Lachsfliegen. Zum einen ist es sehr schwierig diese Fliegen zu binden. Es benötigt etliche Versuche, bis eine Lachsfliege wirklich wie eine Lachsfliege aussieht. Zum anderen sind viele Materialien nicht mehr, oder nur mehr sehr schwer, zu bekommen und obendrein extrem teuer! So verwundert es auch nicht, dass Lachsfliegen, die aus Original-Materialien gebunden wurden, bis zu mehreren hundert Euro kosten können. Realistische Fliegen zu binden ist ein anderes Extrem, wie man seine Freizeit verbringen kann. Bei dieser modernen Art des Fliegenbindens wird versucht, Insekten naturgetreu zu imitieren. Hier ist besonders die Kreativität des Binders gefragt, denn Bindeanleitungen gibt es hierzu kaum. So kann es schon mal sein, dass man mehrere Stunden benötigt, um nur die Beine eines Insektes nachzubilden. Das erfordert höchste Präzision, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen.
Wer mit dem Gedanken spielt, seine Fliegen selbst zu binden benötigt als erstes einen Bindestock. Und da gibt es beinahe unzählige Marken, Modelle und Ausführungen. Es gibt bereits Einsteiger-Modelle ab 15 Euro: Mit denen kann man seine ersten Bindeversuche starten. Bleibt man bei diesem faszinierendem Hobby, kommt aber bestimmt der Moment, in dem ein neuer, besserer Bindestock angeschafft wird. Im mittleren Preissegment bietet Stonfo sehr gute Bindestöcke, wie den Flytec an. Die momentan letzte Entwicklungsstufe sind sogenannte Rotations-Bindestöcke. Sie ermöglichen dem Binder das Drehen der Spannbacken. Somit kann je nach Situation entschieden werden, ob der Bindefaden um den Haken geführt wird, oder, ob die Spannbacken gedreht werden. Das Oberklassemodell ist sicherlich der Maier&Fazis Speed-Vise. Mittels extrem schneller, völlig vibrationsfreier Rotation lassen sich Dubbings auf den Bindefaden spinnen, und jede Fliege schneller und vor allem auch präziser binden. Eine Anschaffung, mit der man bis zum Lebensende Freude hat! Ist die Wahl des Bindestockes getroffen, gilt es nun Bindewerkzeug auszusuchen. Wie bei den Bindestöcken, gibt es auch bei den Werkzeugen für jeden Geldbeutel das richtige Gerät.
Es werden bereits fertige Anfänger-Sets angeboten, in denen die wichtigsten Werkzeuge enthalten sind. Schritt für Schritt kann man seine Werkzeuge ergänzen, je nachdem welche Bindetechniken man abdecken will und welchen Fertigungsgrad man erreicht hat. Für den Anfang genügen jedoch die oben angeführten Werkzeuge. Wer die Möglichkeit hat, einen Kurs von einem anerkannten Fliegenbinder besuchen zu können, sollte diese Gelegenheit auf jeden Fall nützen. Diverse Bindefehler können so von vornherein ausgeschlossen werden. Wenn die Basics sitzen, kann man den Schwierigkeitsgrad seiner Muster erhöhen. Die wichtigste Verbindung zwischen Binder und Fliege ist der Bindefaden. Um sich das Bindeleben nicht unnötig schwer zu machen, empfiehlt es sich, bei der Qualität des Bindefadens nicht zu sparen. Nichts ist ärgerlicher, als wenn der Bindefaden reißt und sich die Fliege wieder aufdreht. Ganz besonders, wenn man schon kurz davor ist, den Abschlussknoten zu setzen. Auch zu dicke Bindefäden erschweren das Binden kleiner Fliegen ungemein. Die ultradünnen, reißfesten Fäden von Go-Fish sind deshalb die richtige Wahl, wenn es um Bindefäden geht. In Verbindung mit einem ausgereiften Bobbin wie dem SMAHEN, bei dem der Abzugswiderstand des Fadens auch während des Bindevorgangs reguliert werden kann, ist ein Abreißen des Fadens fast nicht mehr möglich. Hier finden Sie einen Testbericht vom Smahen Bobbin. Bei der fachgerechten Verwendung dieser Werkzeuge, steht Ihnen natürlich das gesamte Team von GO-FISH.it jederzeit gerne mit Rat und Tat zur Seite!
Wie auch schon beim Bindefaden, sollte man bei den Haken keine Experimente eingehen. Weder hat der Binder was davon, wenn der Haken beim Binden bricht, noch der Fisch, wenn der Haken während des Drills zu Bruch geht. Es gibt viele Hersteller guter Haken wie z.B. Tiemco. Letztlich muss jeder Binder selbst ausprobieren, welche Haken er bevorzugt. Die Auswahl an Größen und Formen ist mittlerweile gigantisch!
Bälge/Federn:
Die meisten Fliegen werden entweder ganz oder zum Teil aus natürlichen Materialien gebunden. Bei den meisten Fliegen kommen Federn zum Einsatz. Diese können vom Hahn oder der Henne, von der Ente, vom Fasan, der Gans, dem Strauß, dem Rebhuhn, dem Pfau oder vom Truthahn sein, um nur ein paar zu nennen. Zu Beginn muss nicht gleich alles gekauft werden. Man richtet sich nach den Mustern, die man binden will und stockt seinen Vorrat an Federn Schritt für Schritt auf. Gerade bei den Bälgen gibt es die Möglichkeit auch halbe Bälge zu kaufen, um seine Ausgaben gering zu halten. Anfängern würde ich davon abraten, gefundene Federn unbehandelt zu lagern, da sie oft von Motten befallen sind. So mancher Fliegenbinder musste da schon Lehrgeld bezahlen, wenn die Motten einen ganzen Vorrat an Bälgen vernichtet haben ...
Tierhaare:
Sehr fängige Fliegen werden auch aus Tierhaaren gebunden. Rehhaar, Gamshaar und Hirschhaar sind beispielsweise hervorragende Material für die Herstellung von Trockenfliegen und sollten auf keinem Bindetisch fehlen. Die Liste an brauchbaren Haaren ist - sowie bei den Federn - lang. Auch hier gilt für Anfänger: Einkaufen, was im Moment gebraucht wird und erst nach und nach aufstocken.
Fell:
Viele Arten von Fellen kommen beim Fliegenbinden zum Einsatz. Das Fell vom Hasen "Hasenmaske", das sich besonders zum Binden von Nymphen eignet. Natürlich können auch Felle vom Murmeltier, Eichhörnchen und der Bisamratte verwendet werden. Diese Felle finden auch Verwendung für das Binden von manchen Trockenfliegen. Nur behandelte Fell-Materialien sollten eingelagert werden, um einem Mottenbefall vorzubeugen.
Dubbing:
Dubbing ist ein Material das aus Fellflusen, synthetischen Materialien, Wolle oder Tierhaaren gemixt wird. Es wird auf den (gewachsten) Bindefaden mit den Fingern aufgedreht. Dubbing wird bei unzähligen Mustern verwendet. Es kann grobfaserig oder fein sein, glitzernde Elementen enthalten. Die Auswahl beim Dubbing ist nahezu grenzenlos!
Folien/Latex:
In den letzten Jahrzehnten stieg der Anteil an synthetischen Bindematerialien enorm an. Folien, aus den man beispielsweise Flügelköcher ausschneiden kann, erfreuen sich großer Beliebtheit. Materialien wie Latex eignen sich ebenfalls hervorragend zur Herstellung von Fliegenkörpern. Für die Herstellung hochschwimmende Trockenfliegen verwenden wir Foam. Dieses excellent schwimmende Körpermaterial bieten wir Ihnen in verschiedensten Stärken, bereits vorgeschnitten in Streifen für die bekannten Chernobyl Fliegen oder in der neuen Bi-Color Version an.
UV-Lack:
Eine der neuesten Entwicklungen beim Fliegenbinden ist der Einsatz von UV-Lacken. Diese Lacke werden mit UV-Lampen angeleuchtet und so in sekundenschnelle ausgehärtet. Das ermöglicht eine perfekte und schnelle Verarbeitung. UV-Lacke gibt es in verschiedenen Konsistenzen und werden zur Versiegelung oder zum Aufbau von Körpern oder Beinen verwendet. Lange Aushärtungszeiten gehören der Vergangenheit an.
Goldköpfe / Tungstenperlen:
Goldköpfe für Nymphen wurden einst vom legendären Roman Moser erstmals verwendet. Zu anfangs waren diese aus Messing oder anderen Metallen. Heute werden oft Perlen aus Wolfram "Tungsten" verwendet, welche viel schwerer sind. Diese Perlen üben zum einen einen optischen Reiz auf die Fische aus, zum anderen befördern sie die Nymphe schnell in die gewünschte Gewässertiefe. Es werden die verschiedensten Größen und Farben angeboten.
Lektüre:
Heutzutage kann man alles im Internet nachlesen. Trotzdem gibt es für uns Fliegenbinder unverzichtbare Lektüre. Dazu gehört das Buch „Entomologie für Fliegenfischer“ von Walter Reisinger, Ernst Bauerfeind und Erhard Loidl. Dieses Buch sollte auf keinem Bindetisch fehlen!
Mit diesem kurzen Einblick in die faszinierende Welt aus Federn, Fellen, Synthetik und nicht zuletzt der Insekten hoffe ich, Ihr Interesse am Fliegenbinden geweckt oder gestärkt zu haben.
Tight lines!
Heinz Zöldi
Noricum Art Flies